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Not fade away . . .

Essay zum Beitrag „Das kurze Leben des Brian Jones“ im Kultursender arte am Freitag, den 22. Januar 2021 um 22:00 Uhr von Rolf Habben

Am 03. Juli  1969 ertrank der Gründer der Rolling Stones, Brian Jones im Alter von gerade mal 27 Jahren, unter mysteriösen Umständen im Swimming Pool seines Landhauses Cotchford Farm in Hartfield, East Sussex in Südengland.

Es war schon ein mittelschwerer Schock für mich und für alle Stones Fans, als die seriöse Tagesschau zur besten Sendezeit die Nachricht vom ebenso überraschenden wie mysteriösen Tod Brian Jones´ vermeldete. Tragisch zugleich, weil die Stones ihrem musikalischsten und vielseitigsten Bandmitglied kurz zuvor Anfang Juni wegen seiner Unzuverlässigkeit und exzessiven Drogen- und Alkoholprobleme den Laufpass gegeben  hatten. Als offizielle Todesursache wurde Ertrinken angegeben. Bis heute halten sich allerdings Gerüchte, er sei von Frank Thorogood, der mit Jones im Pool zu mitternächtlicher Stunde schwamm, ermordet worden. 

Spontan beschlossen wir zu Dritt, uns nach England aufzumachen um ihm an seinem Grab in Cheltenham, Jones Geburtsort, zu kondolieren. Dieses auch deshalb, weil wir das kostenlose Konzert der Rolling Stones am 5. Juli 1969 im Londoner Hyde Park  leider aus Unkenntnis verpasst hatten. Freundlicherweise erlaubte uns der Hotelbesitzer im Londoner Stadtteil Paddington einen nachträglichen Film im englischen TV vom Konzert in seinem Wohnzimmer zu sehen. Die schon vor Jones’ Tod geplante Veranstaltung wurde zu seiner Gedenkfeier. Auf der Bühne stand ein großes Bild von ihm, Mick Jagger las aus Adonais von Shelley („Peace, peace, he is not dead, he does not sleep, he has awakened from the dream of life“) und die Stones ließen Hunderte weißer Schmetterlinge fliegen. Bei diesem Konzert vor rund 250.000 Fans trat erstmals Jones’ Nachfolger Mick Taylor live mit der Band auf.

Zunächst  haben wir in Hartfield versucht, durch eine schützende haushohe Hecke Fotos vom Swimming Pool zu schießen, wurden jedoch von einem Hausmeister unter Androhung von Polizei vertrieben. Das sollte uns auf dem Priory Road Cemetery in Prestbury, einem Vorort Cheltenhams, nicht passieren.Über Stonehenge ging es auf die Reise in den Westen Englands.Nach einer mehr oder weniger durchwachten Nacht im Ford Taunus 12 M wies uns ein freundlicher Friedhofsgärtner am nächsten Morgen den Weg zur Grabstelle Brians. Irritiert waren wir davon, dass mehr als 4 Wochen nach seiner Beisetzung noch nicht einmal ein Grabstein vorhanden war, so als habe man  hier seinen Lieblingshund eiligst verscharrt.

Seitdem ich Ende 1964 mit dem Titel „Off the hook“, B-Seite ihres No. 1 Hits „Little red rooster“ mit der überragenden Slidegitarre Brian Jones, zum ersten Mal von den Stones gehört hatte, bin ich ihr Fan bis heute geblieben. Über die Stones bin ich auch zum Blues gekommen, weil ihre ersten 3 Alben nahezu ausschließlich Titel schwarzer Musiker enthielten und die Stones ihren Vorbildern Muddy Waters, Howlin´ Wolf, Willie Dixon, Robert Johnson, John Lee Hooker und Chuck Berry anhingen.

Brian Jones selbst hatte ich glücklicherweise 1965 in der Münsterland Halle und zwei Jahre später in der Stadthalle in Bremen noch live für ganze 16 Deutsche Mark  erleben dürfen. Es war die Zeit, als man in der „Peitsche“ am Heger Tor nur deshalb nicht bedient wurde, weil dem Wirt die Haarlänge sogenannter „Gammler“ nicht passte. In  den folgenden Jahren habe ich jeweils mindestens ein Konzert besucht, wenn sie in Deutschland in Essen, Hannover, Berlin, Schüttdorf im Emsland und Hamburg tourten. 2017 in  Hamburg hatte ich 239 Euro auf den Tisch legen müssen.

Auch nach fünfeinhalb Jahrzehnten Rolling Stones Enterprises ist ihr Stern ganz sicher nicht verblasst und ein Live-Auftritt hat nichts von seiner Faszination verloren. Nein, die Spuren der landauf, landab anerkannt größten Rock ´n´ Roll Band aller Zeiten werden auch in hundert Jahren nicht verweht sein, schließlich rocken und touren die Stones mittlerweile in zwei Jahrtausenden rund um den Globus.

Gitarrist Keith Richard hat es in einem Interview in seiner für ihn typischen Art einst auf den Punkt gebracht: „Es gibt die Sonne, es gibt den Mond und es gibt die Rolling Stones, alle waren schon immer da“.